Unsere exotischen Favoriten
CHINESISCHE HANFPALME
Trachycarpus fortunei und Trachycarpus wagnerianus
Eine der ersten exotischen und eine der beliebtesten Pflanzen von uns. Mittlerweile haben wir zahlreiche Hanfpalmen bei uns im Garten gepflanzt und auch mit der Aussaat haben wir bereits viel Erfolg gehabt. Die Keimung von Samen ist gut und dauert ca. 2-4 Monate. Auch wenn die Tc fortunei eine recht schnellwachsende winterharte Palme ist, wollten wir nicht so lange warten, bis ausgesäte Exemplare stattliche Größen erreicht haben. Daher suchten wir nach bezahlbaren größeren Exemplaren. Wir machten uns damals auf die Suche im Internet. Schnell mussten wir auch hier feststellen, dass die schönsten und bereits lange im Pflanzkübel stehenden Exemplare für uns nicht erschwinglich waren. Trotzdem hielten wir weiter Ausschau. Auch wenn wir viele Warnungen zu China-Importen per Überseecontainer hörten, waren die Preise sehr interessant. Wir gingen das Risiko ein und kauften drei Exemplare zum günstigen Kurs. Da diese Palmen nur mit max. 10 cm langen Wurzeln und fast ohne Erde importiert werden dürfen, muss man mit einer Anwachsphase von ca. 1,5-2 Jahren rechnen. Voraussetzungen sind vor allem keine nassen Füße, trotzdem ausreichend Wasser während der Wachstumsphase. Bei unserem fetten Lehmboden kam somit nur ein höher gelegtes Beet in Frage. Im Sommer ist tägliches Gießen in der Anwachsphase sehr sinnvoll.
Im Winter sollen diese Sorten frosttolerant sein zwischen -12/-17°C. Vorausgesetzt es handelt sich um eine alte und gut eingewurzelte, im Boden ausgepflanzte Palme. Ab -12°C ist mit ersten Frostschäden an den Blättern zu rechnen. "Kalte Füße" bekommen wir hier immer ab angesagten -12/-13 °C bezüglich unserer Hanfpalmen. Frischgepflanzte Exemplare sollten sicherheitshalber im Herbst schon mit einer Mulchschicht im Wurzelbereich versehen werden. Ab gemeldeten -13 °C sollte man prüfen, ob es ur eine einzige Nacht oder nur wenige Stunden so kalt wird oder ob sich eine längere Kältephase anbahnt. Und ganz wichtig an dieser Stelle!!! Alle Temperaturangaben, die hier genannt sind, beziehen sich grundsätzlich auf etablierte und ausgepflanzte Exemplare! Nicht auf Pflanzen im Kübel! Hanfpalmen im ungeschützten Kübel bitte keinem Dauerfrost aussetzen. Sobald der Kübel durchgefroren ist, ist die Palme hin!
Auch ein Wort zu den von Händlern verwendeten Verkaufsschildern mit gerne mal sehr optimistischen /utopischen Angaben zur Winterhärte mit Temperaturangaben bis zu -19 /21 °C. Bitte glaube diesen Angaben nicht, denn Händler wollen auch nur verkaufen!
In den kalten Wintern 2008-2011 haben wir sehr viel gelernt in Sachen Winterschutz. Wir hatten hier Temperaturen bis -21 °C und alle geschützten Palmen haben bei uns überlebt. Wir hatten damals zu Beginn nicht viel Ahnung und das Internet gab damals auch noch nicht so viel her. Trotzdem hatten wir darüber schon Kontakte zu erfahreneren Palmenfreaks, die uns einige Tipps gegeben haben in Sachen Pflege und Winterschutz. In diesen Wintern haben wir verschiedene Methoden des Winterschutzes getestet. Vom Einwickeln mit dicken Decken, Luftpolsterfolie und wärmenden Lichterschläuchen über einfache Zeltumbauten mit Zusatzheizung bis hin zum für unsere Region optimalen Schutz mit Kriechtunnel/Agility-Tunnel und Zusatzheizung. Die letztgenannte Methode erwies sich für uns als die schnellste und effektivste Methode zum Schutz der Hanfpalmen. Aufgebaut in ca. 30 Minuten, jederzeit durch hochschieben zu belüften, geschlossen winddicht und innen nach dem Verschleißen versehen mit einem temperaturgesteuerten Heizlüfter, der bei -11 °C angeht und bei -10 °C wieder aus. Dies ist kostenmäßig günstiger und sicherer als die gute alte Grabkerze. Zwar funktioniert die ganze Sache auch mit ein paar Grablichtern; diese sollten aber unbedingt nur in einen 5 Liter-Eimer gestellt Verwendung finden, damit diese nicht aus Versehen umfallen können und einen Brand auslösen würden. Man bedenke... Hanffasern entlang des Stammes sind extrem schnell entzündlich!!! Sicherheit hat hier erste Priorität!
Eine separate Unterseite mit ausführlicher Fotodokumentation haben wir zusätzlich dem Thema "Winterschutz" gewidmet, da es für viele exotische Pflanzen übergreifend anwendbar und übertragbar ist.
Zum Unterschied eine kurze Erklärung der Sorten Tc fortunei und Tc wagnerianus. Die beiden unterscheiden sich hauptsächlich im optischen Erscheinungsbild, der Wachstumsgeschwindigkeit und der Windanfälligkeit. TC fortunei hat weichere Wedel, die an den Spitzen gerne mal 10-20 cm herunterhängen. Sie wächst deutlich schneller, ist bedingt durch ihre weicheren Wedel jedoch auch windanfälliger als TC wagnerianus. Die Tc wagnerianus hat durch ihre wesentlich steiferen Blätter ein "perfekteres" Erscheinungsbild als die Tc fortunei und etwas weniger Blattschäden bei gleicher Minus-Temperatur. Tc Wagnerianus ist einiges teurer in der Anschaffung und wesentlich seltener auf dem Markt. Für den Laien manchmal schwer zu unterscheiden von Tc fortunei.
Seit 15 Jahren stehen die ältesten Hanfpalmen mittlerweile in unserem Garten und wir hoffen wegen dem Aufwand des Winterschutzes immer auf einen milden Winter. Beim Winterschutz in unserer Region solltest du immer einen Mittelweg hinsichtlich der zu erwartenden Temperatur, des Zeitaufwandes für den Winterschutz und der Planbarkeit des Aufbaus eines Winterschutzes in Erwägung ziehen. Da wir den Pflanzen den Winterschutz immer nur möglichst kurzzeitig zumuten möchten, ist unser Ziel hier immer, so spät wie möglich, so kurz wie möglich, jedoch wenn einmal aufgebaut, dann mit Lüftungsmöglichkeiten versehen, um den Schutz bis zum Ende des Winters stehen zu lassen.
Zur Düngung in paar Worte - Im Grunde sollte man Palmen als Grünpflanze ansehen, da deren Blüten eher zweitrangig sind und bei einer gesunden Palme trotzdem erscheinen. Unsere ältesten Exemplare bekommen mittlerweile kaum noch Dünger, damit sie nicht mehr ganz so schnell wachsen. Für alle anderen kannst du auf natürlichem Wege über Hornspäne, Pferdeäpfel oder Brennnesseljauche in der Wachstumsphase düngen. Alternativ ist auch handelsüblicher Tannendünger oder Langzeitrasendünger mit erhöhtem Magnesiumanteil sowie hohem N+K- Anteil möglich. Z.B. NPK 14/9/15+(2mg) zum guten Wachstum möglich. Düngen erfolgt ca. alle 2-3 Wochen. Brennnesseljauche ist ebenfalls gut für Wachstum, Stärkung der Pflanze und Schädlingsabwehr. Zum Ende der Wachtumsperiode kannst du Herbst-Rasendünger mit z.B. NPK ( 8/4/15+(3Mg) zur Ausreifung und Erhöhung der Frostärte sowie zur vermehrten Chlorophyllbildung (Blattgrün) verwenden.
Unser Fazit:
Sowohl Tc fortunei als auch Tc wagnerianus sind tolle mediterrane Pflanzen mit erheblicher Frosttoleranz. Wer exotisch Flair liebt, bei dem darf die Hanfpalme nicht fehlen. Probier sie aus. Du wirst es nicht bereuen!
Die Tc wagnerianus ist sehr interessant auch für kleinere Gärten, da sie nicht so groß wie die Tc fortunei wird.